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Reisen in gegensätzliche Richtungen / الرحلة وصورة الآخر

الدراسة باللغة الألمانية والتي بعنوان (Reisen in gegensätzliche Richtungen) بها تفاصيل تقصّدنا إيرادها لقارئ ألماني /أوروبي ،ليس له إلمام كاف بخلفيات الموضوع المطروح في الدراسة ،ربما القارئ العربي المهتّم يراها نافلة .وأصل الدراسة الألمانية هي بحث اكاديمي شاركت به في سيمنار بشعبة علم الاجتماع السياسي بجامعة (اولدنبوغ بشمال ألمانيا) تحت عنوان (الرحلة النسوية والألتزام) بعنوان (صورة أميركا في ثلاثة رحلات لكاتبات عربيات :رضوى عاشور ـ كريمة كمال ـ غادة السمان ) حسب التسلسل التاريخي للرحلات . أعدت صياغة هذاالموضوع بشكل جديد ليتلائم مع تداعيات ماورد في خطاب الرئيس اوباما في جامعة القاهرة في موضوعة (حوار الحضارات) ، غرضي من نشر الدراسة الألمانية في موقعكم بلد الطيوب هو توثيقها ، وان تكون في متناول القراء الألمان المهتمين ربما بالآطلاع على المواقع الثقافية الليبية . نامل منكم قراءة الدراسة العربية المرفقة ، وإذا لم تصلكم فاني على إستعداد لأرسالها ثانية لكم .

أشكركم على اهتمامكم وحماسكم لثقافة ليبية عانت طويلا من الغبن والتهميش ،لأيصالها بكل الآشكال للعالم  الذي لايرى حاليا ليبيا إلا مدنا لقابيل .

نورالدين النمر

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Reisen in gegensätzliche Richtungen

Obama in Ägypten und arabische Schriftsteller in den USA

Nureddin. Ennemer

 

Obama hat in seiner vielbeachteten Rede in Kairo den Toleranzgedanken als geradezu existentiell notwendig dargestellt: Im 21. Jahrhundert könne die Welz nur noch gemeinsam bewohnt werden. Jede Weltordnung, die eine Nation oder Gruppe über andere erhebe, müsse unweigerlich scheitern.

 

Dabei haben seine Ausführungen streckenweise utopischen Charakter; die Umsetzung in die Realität scheint fraglich: Lassen sich religiöse Lebensweisen, seien es die der Juden, der Christen oder der Muslime in einer global-kapitalistischen Weltordnung verwirklichen?

 

Für die Beziehung zur arabisch-muslimischen Welt in Ankara, Mekka, Kairo oder Djakarta bedeute das, dass die beidseitigen Stereotypen der Wahrnehmung aufgegeben werden müssten, Mut für einen Neuanfang sei notwendig. Es sei „einfacher zu sehen, was uns von jemand anderem unterscheidet, als die Dinge zu finden, die wir gemeinsam haben.“ Wir sollten „einander zuhören, voneinander lernen, uns gegenseitig respektieren und Gemeinsamkeiten finden“, denn „wenn wir beschließen, dass wir an die Vergangenheit gebunden sind, werden wir niemals Fortschritte machen.“

 

Die Bilder der Anderen in den Köpfen betrachten, überprüfen, ändern – vielleicht aufgeben. Eine schwierige Aufgabe, denn es scheint geradezu ein anthropologisches Merkmal zu sein – sozusagen auf der Basis komparativer Imagologie – das „ICH“ im Spiegel der anderen zu entdecken. „Der Andere ist der Weg, wie man sich selbst erkennt“(Gadamer).          

 

Dabei vollzieht der Identitätssuchende in den hier interessierenden Fällen einen Vergleich zwischen zwei oder drei kulturellen Identitäten. Dabei kann der Andere auf der Basis der eigenen Identität und eigener – auch soziologischer Interessen – sehr wohl auch verurteilt werden.

 

Dieser Prozess der Ich-Findung soll im Folgenden exemplarisch in einigen arabischen Reisebüchern des 20. Jahrhunderts betrachtet werden, die ein Bild der USA vermitteln.

 

Zwischen Bewunderung und Kritik

Mahmud Timor ( 1894 – 1973 ), bekannter Schriftsteller der neuen arabischen Literatur, besuchte am Ende des Zweiten Weltkrieges, 1942, für 3 Monate die USA. Er begleitete seine kranke Frau, die sich dort einer Operation unterzog; außerdem war er seelisch stark durch den Tod seines einzigen Sohnes belastet.

 Obwohl Timor, der aus einer aristokratischen ägyptischen Pascha-Familie stammte, wie in dieser Gesellschaftsschicht üblich, Reiseerfahrungen in Europa gesammelt hatte, waren die USA für ihn eine neue, wunderbare Welt. Doch daneben zeugen die Grundideen seiner Impressionen („Die Sphinx fliegt“, arabische Ausgabe 1993 im Souhnoun Verlag, Tunesien) – in Form von Briefen dem Geist seines verstorbenen Sohnes gewidmet – von seiner persönlichen Traurigkeit und dem Entsetzen über die Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges: Er bewunderte die junge US-amerikanische Zivilisation ,den aktiven Geist und einige Aspekte des Wohlstandes: „ Die allmächtige Erhabenheit Amerikas zeigt sich in den Wolkenkratzern, die die Wahrheit Amerikas zeigen, seine Zivilisation, seinen Reichtum, seine Mentalität, seine Aktivität und seinen Ruhm…Die amerikanische Zivilisation und überhaupt die westliche Zivilisation beruhen auf einem Prinzip: die Unterwerfung der Natur zu Diensten des Menschen…Die heutige Zivilisation ist eine Vereinigung zwischen der fitra der Natur und der Genialität der Menschen…Das Verhältnis dieser beiden Pole muss sich in Harmonie befinden.“

Er kritisierte hingegen die primär materielle Richtung, die diese Zivilisation eingeschlagen hatte, und die allmähliche Entfernung der amerikanischen Gesellschaft von den familiären und sozialen Bindungen, besonders jedoch das Fortdauern des Rassismus trotz der Gleichheitsbestrebungen und der Versuche ethnischer Verschmelzung.

Die Amerikaner – arm an Menschenwürde

1948, dreieinhalb Jahre vor dem Ausbruch der ägyptischen Revolution im Juli 1952, reiste Sayyid Qutb ( 1906 – 1966 ) in die USA. Diese Reise wurde zu einer bedeutenden Wende in seinem Leben: Der Dichter und Literaturkritiker entwickelte sich zu einem islamisch radikalen Denker und Antisäkularisten, trat der auch heute noch bekannten „Bewegung der Muslimbrüder“ bei, die sich gegen die königliche Herrschaft und später auch gegen Nasser richtete. Nach 10jähriger Haftstrafe wurde er 1966 wegen des Verdachtes, eine Geheimorganisation in der verbotenen Partei zu leiten, hingerichtet.

Eine Woche nach der Forderung von Präsident Truman im Oktober 1946, Großbritannien solle die Türen Palästinas öffnen für dir jüdischen Auswanderer aus Europa, veröffentlichte er in der Zeitschrift „Arrisala“ einen scharfen Artikel unter dem Titel „ Das amerikanische Gewissen und der palästinensische Prozess“: „Präsident Truman enthüllt die Wahrheit des amerikanischen Gewissens , des Gewissens der materialistischen Zivilisation, das nur für die Klänge der Werkzeuge und der Maschinen ein Ohr hat; es versteht nur die eine Sprache, die der Wirtschaft! Alle Werte werden mit dem Geschäftssinn in Verbindung gebracht und an dem wirtschaftlichen Nutzen gemessen.“ Qutb blieb bei seiner Kritik an der amerikanischen Nahostpolitik und veröffentlichte auch nach seiner USA-Reise zwei weitere scharfe Artikel in „Arrisala“ mit den Titeln „Das amerikanische Modell des Islam“ und „Der weiße Mann ist unser Feind“. Daraus ein Zitat: „ Diese Menschen stammen alle aus einer Quelle, herzlos und ohne ein Gewissen – aus der Quelle des Materialismus.“

Qutb hielt sich 18 Monate in den USA auf; er erhielt ein Stipendium, um das Bildungssystem der USA zu studieren (Man wollte ihn wohl auch aus Ägypten entfernen und hoffte auch aus ihm einen begeisterten Anhänger des „American Way of Life“ zu machen). Neben dieser Tätigkeit besuchte er Museen, Klubs, Kirchen und Zeitungsverlage. Seine Beobachtungen und Analysen wurden z.T. in der ägyptischen Zeitschrift „Arrisala“ unter dem Titel „Amerika, das ich gesehen habe, …auf der Waage der Menschenwürde“ abgedruckt. Die Sammlung dieser Artikel fasste er in einem Buch zusammen, das jedoch niemals gedruckt wurde – sein Schicksal bleibt unbekannt .1995 sammelte der Jordanier Salah al.Khalidi die Arrisala-Artkel, andere Artikel und auch die persönlichen Briefe der Qutb-Reise in dem Buch „ Das Innere Amerikas aus der Perspektive Sayyid Qutbs“, arabische Ausgabe 1995 im Al-Qalam Verlag Damaskus.

Qutbs Blick auf die USA ist durchgängig negativ: Er beschreibt sie als „Große Werkstatt“, beschreibt seine Angst vor der Gesellschaft, weil es in ihr ein Missverhältnis zwischen der technischen Zivilisation und der Moral gäbe, das amerikanische Volk erreiche im Bereich des Wissens und der Arbeit den Gipfel der Entwicklung, sei jedoch im Bereich des Gefühls und des Verhaltens auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe als „primitive Völker“.

Er versucht den Eindruck zu widerlegen, die Amerikaner liebten den Frieden; von seinem Naturell her sei der Amerikaner auf das Führen von Kriegen ausgerichtet; er möge die Gewalt und den Kampf, was man z.B. im amerikanischen Sport sehen könne: „Hier in Amerika hat sich der Mensch gegenüber der Maschine nicht behaupten können und ist selbst zu einer Maschine geworden!“

 Auch achte der Amerikaner nicht die Würde des Todes, entferne sich von der Verehrung der Heiligkeit. Eheliche, sexuelle und familiäre Beziehungen seien primitiv. Diese Primitivität zeige sich auch in der Einstellung der Amerikaner gegenüber der Kunst.

 Zwar sah er auch gewisse Tugenden , ordnete diese aber lediglich der Produktivität zu: Nur im Verstand und in der Hand, aber nicht im Geschmack und im Gefühl zeige der Amerikaner positive Eigenschaften.

 Seine negative Sicht gipfelt in der globalen Bewertung Amerikas: Man müsse Mitleid mit der Welt haben, da die USA, welche arm an Menschenwürde seien, die Führung der Welt übernommen hätten.

Qutb beschäftigte sich auch nach seiner amerikanischen Reise mit Themen wie „Der Kampf zwischen Islam und Kapitalismus“, „Islam und Zivilisationsprobleme“, „Dschahiliyya (islm. Ignoranz) des 20. Jahrhunderts“. Dort beschreibt er die amerikanische Gesellschaft und andere westliche Gesellschaften als solche, die sich nicht mehr an die Richtlinien der göttlichen fitra hielten. Dieses Gedankengut hatte eine brisante Wirkungsgeschichte im Hinblick auf die radikalen Islamisten verschiedener Richtungen: Es beeinflusste die religiösen Führer der militanten Hisbollah Muhammed Mahdi Shams ad-Din, Mohammed Hussein Fadlallah, Mohamed Al-Amin, Hani Fahs (die letzten drei ausdrückliche Gegner der Al Kaida –Anschkäge in den USA und Europa) , die irakisch shiitischen Denker Mohammed Bagir al-Sadr, Suniten wie den Mitbegründer des Islamischen Dschihads, Aiman Zawahiri, der heute mit Osama bin Lden gegen die USA kämpft.

Der Mythos vom irdischen Paradies

Der ägyptische Literaturwissenschaftler Abdel Wahab Al Missiri (1938 – 2008 ) hatte sich als Historiker den Zionismus als Forschungsgegenstand gewählt.Im Laufe seiner letzten zehn Lebensjahre wandelte er sich vom Marxisten zum Islamisten und wurde zum Protagonisten der „ Bewegung der Islamisierung des Wissens“.

Von 1963 – 1969 studierte er in den USA und unternahm danach, 1971, noch einmal eine Reise dorthin, in deren Verlauf eine Vielzahl von Artikeln entstand, die in dem Buch „Das irdische Paradies“- Studien und Reflexionen über die Kultur von Amerika“ ,Beirut 1979, zusammengefasst wurden .In diesen Artikeln beschreibt er nicht einfach seine Eindrücke – wie Timor und Qutb – – sondern bemüht sich um ein geschichtliches und philosophisches Studium der amerikanischen Mentalität, die er auf einem puritanischen Hintergrund basierend betrachtet.

Diese Mentalität verweigere sich beharrlich der Geschichte und der Tradition und betone im Gegensatz zu Europa den Realismus und Pragmatismus. So entstehe ein Märchen der Neuen Welt – einfach und unschuldig, mit einem unkomplizierten Ende. Es nähere sich dem irdischen Paradies an und mache die US-Amerikaner zu einer leichten Beute für die hysterische Konsumzivilisation .Jedoch befinde sich diese Zivilisation im Gegensatz zur Vernunft und zum menschlichen Glück, da sie den Menschen lediglich als eine Summe von materialistischen Bedürfnissen betrachte. „ Meine These darf nicht so verstanden werden, als würde ich die humanistischen und positiven Werte der westlichen Zivilisation ablehnen, ich sehe sehr wohl den Verdienst der Zivilisation für die Menschheit und auch für mich persönlich. Aber aus methodischen Gründen konzentriere ich mich auf die Verweigerung der Geschichtlichkeit als negativem Element im gesellschaftlichen konsumorientierten Kontext.. Ich vergleiche dieses Geschichtsverständnis in der amerikanischen Zivilisation mit dem in der arabischen Zivilisation, was nicht heißt, dass ich die beiden Zivilisationen bewerten will. Ich will den Unterschied aufzeigen: Der eine – amerikanische – Typus sieht den Menschen als Individuum in einer geschlossenen paradiesischen Insel, der andere – arabische – Typus sieht den Menschen als Tropfen ohne Grenzen in der Gesellschaft.“

So erweise die amerikanische Zivilisation sich letztlich jedoch als von geistiger Armut gekennzeichnet. Zwar entstünden periodenhaft Protestbewegungen, die Unruhe in die Gesellschaft brächten, wie z.B. die Hippie-Bewegung, christliche Bewegungen oder die Frauenbewegung, Abdel Wahab Al Missiri sieht sie jedoch, mit Ausnahme der Malcolm x – Bewegung, als Bewegungen in der Sackgasse, ohne historische Dimension , ziellose Empörung ohne Inhalt und Bedeutung.

Imperialismuskritik

Stark geprägt von den persönlichen und politischen Ereignissen war die Wahrnehmung der USA- Reise, die die Schriftstellerin Radwa Aschur (geb.1946) kurz vor dem ägyptisch-israelischen Oktoberkrieg im Jahre 1973 unternahm: „Ich machte mich auf den Weg in ein von uns sehr entferntes Land. Aber ich fuhr nicht mit einem neutralen Gefühl wie jemand, der keine Ahnung hat, was er machen wird. Ich wollte nicht den früheren Reisenden im 19. Jahrhundert folgen, wie Rifa`a al-Tahtawis und anderen, die sich durch ihre Reise in das imperialistische Land verliebten.“ Es entstand das Buch „Die Reise: Die Tage einer ägyptischen Studentin in Amerika“, arabische Ausgabe Beirut 1983, Al-Adab Verlag.

 

Auch in ihrem 2003 erschienenen Roman „Ein Stück aus Europa“ thematisiert sie das Sich-Verlieben, das Sich-Europäisieren. Sie stellt ihrem Roman ein Zitat aus Churchills Memoiren über das Treffen mit Roosevelt in Ägypten voran, das die Ich- Erzählerin ihres Romans wie folgt kommentiert: „Im Jahre 1943, als die beiden Herren nach dem Treffen im Hotel Minahaus die Sphinx besichtigten, war ich 6 Jahre alt. Ich kannte die beiden Herren nicht, den dicken mit Hut und Zigarre und den anderen mit dem rundlichen Kopf und der runden Lesebrille. Im nächsten Jahr kam es im heftigen Krieg zu der Schlacht bei El-Alamein, die Tausende von Opfern an der nördlichen Küste Ägyptens forderte. Namen wie Rommel, Montgomery und auch Churchill und Roosevelt blieben nur Worte.“

Ziel ihrer Reise war das Studium der afro-amerikanischen Literatur und deren Beziehung zum Volkswiderstand. Shirly Grahm, Witwe des Schwarzenführers Duboi , verschaffte der ägyptischen Dozentin und linken Schriftstellerin Radwa Aschur ein Stipendium. Zwischen Ägypten und den USA bestanden seit 1967 aufgrund des Sechstage-Krieges keine diplomatischen Beziehungen mehr. Während ihres Aufenthaltes in den USA wurden die diplomatischen Beziehungen jedoch wieder aufgenommen, Präsident Nixon reiste nach Ägypten und Ägypten wurde vom Feind zum Verbündeten der Vereinigten Staaten. Diese historische Wende hinterließ Spuren in Radwa Aschurs privatem Leben: Ihr palästinensischer Mann, der Dichter Mourid Albarghouti wurde zur Ausreise veranlasst; die damit verbundenen Sorgen führten zu einer Fehlgeburt Radwa Aschurs.

Die amerikanische Gesellschaft betrachtet sie wie eine Komödie: „Die wahrgenommenen Szenen hatten für mich einen kuriosen und merkwürdigen Charakter.“ Sie macht sich lustig über die von Angst ausgetrocknete Misses Robinson, die naive Louis, die Angst vor Menschen mit dunkler Hautfarbe hat, die mannstolle Anita und die beliebten „Nirwana- Seminare“ bezüglich derer Radwa Aschur vermutete, dass der Staat ein Interesse daran habe, dass die Akademiker des Landes sich ehr mit solchen Dingen beschäftigen sollten, als sich kritisch mit der Politik auseinanderzusetzen.

Diese spottende Haltung schlägt aber bald um in eine feindliche Einstellung. Auslöser dafür ist die Begegnung mit einer Freiwilligen in einem Friedenskorps der USA in Thailand, die mithelfen wollte, die amerikanische Zivilisation in die „asiatischen Wälder“ zu bringen: „Ist sie böse, oder verstehe ich die Menschen nicht? Oder ist sie dumm und lässt sich zu einem Organ der Politik der USA machen, ohne es zu merken?“ Die weiße amerikanische Gesellschaft wird für sie geistig verderbt; sie fühlt sich ihr völlig fremd und fern.

Dagegen fühlt sie sich der afro-amerikanischen Gesellschaft sehr verbunden: „Denn diese seit Jahrhunderten entwurzelten Afrikaner empfanden trotzdem eine große Verbundenheit mit Ägypten, sodass ich, die Ägypterin, unter ihnen keine Fremde war.“

„Ein ägyptisches Mädchen in den USA“

Der genaue Zeitpunkt dieser zweimonatigen Reise Karima Kamals in den 80er Jahren ist nicht bekannt . „A free country“ nannte das christlich ägyptische, aus einer Mittelschicht stammende Mädchen die USA und all ihre Schilderungen sind von den Traditionen , Gedanken und Ängsten eines Mädchens dieser Schicht geprägt. Es entstand der Reisebericht „Ein ägyptisches Mädchen in den USA“,arabische Ausgabe in Kairo o.J beim Garib Verlag

Während ihres Ausbildungslehrganges im Familienzentrum der Universität Chicago wohnte

sie in einem internationalen Wohnheim. Sie charakterisiert die USA als eine Welt, die am Überfluss an Freiheit, Zivilisation und Ernsthaftigkeit leide, während Ägypten unter einem Mangel gerade dieser Dinge leide. Sie vertritt die Position, es sei das Schicksal der Welt, immer leiden zu müssen. Es gäbe keinen Erdteil, der eine Lösung für die Menschheit biete. Eine Lösung könne nur in der Seele jedes Menschen gefunden werden.

Bewundernd und liberal ist ihre Sicht des Amerikaners: Freundlich sei er, habe ein ruhiges, heiteres Lächeln in seinem Gesicht. Seine Art der Höflichkeit hinterlässt bei ihr ein positives Gefühl, weil sie ihr vermittelt, eine erwünschte Person zu sein. Diese zuvorkommende Art verschwinde jedoch nach Karima Kamals Ansicht völlig bei der Haltung der US-Amerikaner gegenüber Menschen anderer Völker, wenn sie außerhalb der Landesgrenzen der USA lebten.

Denn die Amerikaner glaubten sich im Besitz der „richtigen“ Zivilisation, ihr Selbstvertrauen sei häufig mit einem hohen Maß an Selbstüberschätzung verbunden. Sie fragt sich, ob der US-Bürger wahrnimmt, dass er eine Freiheit verehrt, die nur für ihn grenzenlos ist.

Wie andere arabische Frauen fragt Karima Kamal nach den Möglichkeiten und Grenzen der Emanzipation in der arabischen und orientalischen Gesellschaft. Aus ihrer Sicht werden die arabischen Mädchen ihrer Chancen beraubt, da es keine Bereiche gebe, in denen sie sich geistig weiterentwickeln oder politisch aktiv werden können. Ihre Gefühlsbereiche seien angefüllt mit Warnungen und Verboten.

Das Leben der amerikanischen Mädchen hingegen biete ihnen ein breites Spektrum. Andererseits sieht sie gerade in der sexuellen Freiheit einen extrem negativen Aspekt der amerikanischen Gesellschaft: Die Erwachsenenwelt, speziell in den Medien raube den Menschen ihre Kindheit und Pubertät; sie würden frühzeitig auf die sexuellen Seiten der Liebe fixiert, das Träumen und Entdecken bleibe auf der Strecke. Nach Karima Kamals Ansicht werden Liebe, zwischenmenschliche Beziehungen und Kontakte für die amerikanische Gesellschaft zu einem Gebrauchsgut wie Coca Cola, Eiscreme und Popcorn.

Karima Kamal ist heute eine bekannte Journalistin, die bei Sabah El-Kheir ind El-Badeel arbeitet.

Der Blick auf drei Kulturkreise

Die bekannte syrisch- libanesische Schriftstellerin Ghada Samman ( geb.1942 ) reiste im Jahre 1991 von Paris aus in die USA. Europa – London, Genf und Paris – war während des Libanesischen Bürgerkrieges zu Ihrem Aufenthaltsort geworden.

Ihre erste USA-Reise hatte eher touristische Ziele, denn sie wollte das Land und seine Menschen kennen lernen, ohne sich vorher Gedanken zu machen über die politischen Beziehungen der USA zu den arabischen Ländern. Sie wollte ungetrübte Einsichten gewinnen in die amerikanische Gesellschaft, ihr offen auf einer humanistischen Basis begegnen.

Ihrem Buch gab sie einen reizenden und vielsagenden Titel: „Flügelbegierde“;arabische Ausgabe 1995, Beirut, Ghada Samman Verlag .Sie vergleicht dort zwischen drei Identitäten: dem US-Amerikaner, dem Europäer und dem Araber.

Sie rühmt den liberalen Geist und die humanistische Einstellung: Amerikaner seien offene, spontane, herzliche, unkomplizierte Menschen, die viele Parallelitäten zu den Arabern aufwiesen und sich von der kalten, vorsichtigen, distanzierten Art der Europäer wohltuend unterschieden. Die Verhaltensweisen der Amerikaner empfinde der Araber als Symbol der Brüderlichkeit zwischen den Menschen und auch der Gleichheit und Freundschaft ohne Klassenunterschiede.

Auf der Grundlage dieser positiven Wertung des liberalen Geistes sieht Ghada Samman die Nachteile der amerikanischen Gesellschaft mit einer Art von Milde und Verständnis. Obwohl auf allen Kontinenten viele Menschen aufgrund der außenpolitischen Aktivitäten der USA anderer Meinung sind, glaubt sie, dass der amerikanische Mensch nicht bösartig ist. Das Problem sieht sie eher darin, dass er sich nur mit den eigenen, alltäglichen Dingen beschäftigt und kein Interesse an außenpolitischen Dingen hat.

Den Hochmut der Amerikaner, den Traum vom Ideal, immer der Größte, Beste, Höchste und Erste zu sein sieht sie sehr wohl als folgenschwer für die „Dritte Welt“, versucht ihn jedoch zu entschuldigen mit den gigantischen Ausmaßen des Landes und seiner Natur.

Als eine emanzipierte Frau der „Dritten Welt“ macht Ghada Samman einige kritische Anmerkungen zur US-amerikanischen Frauenemanzipation: Sie sieht in einigen Phänomenen eine Wiederholung der männlichen Fehler (z.B. Striptease-Lokale, in denen Männer für Frauen strippen) und bemängelt die Vorliebe für vergoldete, brokate und sehr bunte Kleidung, die Amerikanerin mit der Araberin teile.

Gleichzeitig ist sie fasziniert von der Stärke der Frauenbewegung, der Solidarität und Offenheit der Frauen. Der Körper der Frau bleibe nicht das Zeichen von Schwäche oder Lustobjekt des Mannes, sondern entwickle sich zu einem Zeichen ihrer geistigen Stärke: Frauen im Land der Lebenskraft!

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